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USA, Sowjetunion, Palästina
Nach dem verlorenen Krieg und dem Sturz der Monarchie im eigenen Land blickten viele Deutsche ins Ausland, um sich politisch neu zu orientieren.
- Was verband die Weimarer Republik mit den USA und der Sowjetunion?
- Welches Gesellschaftsideal lag dem Kibbuz zugrunde?
Obwohl sich die Deutschen über die amerikanische und sowjetische Gesellschaft nicht einig waren, teilten sie eine Grundannahme. Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) und die USA wurden nicht so sehr als Gegenpole verstanden, sondern als unterschiedliche Wege ins moderne 20. Jahrhundert. Aus den beiden Modellen Kommunismus und liberale Demokratie glaubte man Elemente auswählen zu können, um eine deutsche Version der Moderne zu schaffen. In Palästina existierte mit dem Kibbuz als kollektiver Siedlung eine spezifisch jüdische, soziale Utopie.
Die Welt nach 1918
USA
Die USA dominierten die Wirtschaftsordnung der Nachkriegszeit. Mit dem Dawesplan von 1924 griffen die US-Regierung und Privatbanken in die Reparationsbestimmungen ein, die neu ausgehandelt wurden. In den darauffolgenden fünf Jahren flossen amerikanische Kredite in deutsche Unternehmen und an Kommunen und Länder, die so ihre sozialen und kulturellen Vorhaben finanzieren konnten. Die USA wurden damit von einer Schuldnernation zum Hauptgläubiger der Welt.
Nach wie vor waren die Vereinigten Staaten ein beliebtes Auswanderungsland. Der Anteil eingewanderter Menschen an der Gesamtbevölkerung entsprach 13 Prozent (1920, ca. 14 Millionen). Mit dem „Emergency Quota Act“ 1921 und dem „Immigration Act“ 1924 wurde die Zuwanderung jedoch erstmals einer Quote unterworfen, die von der Nationalität abhing. Durch sie sollte die Zahl der Zuwanderer aus Asien sowie aus Süd- und Osteuropa eingeschränkt werden, während Einwanderer aus Nord- und Westeuropa begünstigt wurden.
Sowjetunion
Die Russische Revolution 1917 beendete nicht nur die autokratische Zarenherrschaft. Mit dem Sowjetkommunismus entstand eine Alternative zur liberalen Demokratie und zum Kapitalismus. Der Gegensatz beider Gesellschaftsentwürfe sollte das 20. Jahrhundert prägen.
In seinen Anfängen war der Kommunismus ein Experiment, das eine gerechte Wirtschaft und eine klassenlose Gesellschaft, die Gleichberechtigung der Frauen und die Neugestaltung der Familie versprach. Die Realität sah allerdings anders aus. Eine Industrialisierung um jeden Preis, die erzwungene Kollektivierung, Hungersnöte und die stalinistische Unterdrückung gingen auf Kosten der Menschen.
Sowjetische Vereine im Ausland arbeiteten ungeachtet dessen daran, die Welt vom kommunistischen Zukunftsmodell zu überzeugen. Auch die Deutschen waren interessiert, etwas über die 1922 gegründete Sowjetunion zu erfahren. Sie begegneten dem neuen Staat mit offener Ablehnung, mit ambivalenter Faszination oder mit politischer Überzeugung. Die Kommunistische Internationale verbreitete Publikationen über die sowjetische Kultur und Gesellschaft. In Deutschland wurde 1928 der kommunistische Bund der Freunde der Sowjetunion gegründet, dessen erster Vorsitzender Max Hodann war.
Palästina: Kollektives Leben im Kibbuz
In Palästina hatte seit dem ersten Kibbuz von 1909 die Idee einer jüdischen Gemeinschaft Gestalt angenommen. In der Kollektivsiedlung des Kibbuz sollten alle Mitglieder gleichberechtigt, ohne Privatbesitz und in basisdemokratischen Strukturen zusammenleben. Die frühe Kibbuzbewegung wurde von anarchistischen, sozialistischen und kommunistischen Ideen beeinflusst und als sozialistische Alternative zum sowjetischen Modell wahrgenommen. Wer Kibbuz-Mitglied war oder werden wollte, war als Idealist und Aktivist besonders angesehen. Am 8. September 1929 berichtet Eva über Jo(e), einen Freund aus dem jüdischen Wanderbund Blau-Weiss, und über ihre Cousine und deren Jugendliebe, die nach Palästina gehen wollten: „Im Frühjahr geht 'Hamischmar', ein Berliner Zug in den Kibuz. (Dazu gehört auch Jo). Erna geht auch im Herbst rüber, auch Leo Maierh Meierhof.“
Für junge Juden aus Deutschland waren Auswanderung und Kibbuzgründung zu diesem Zeitpunkt ein riskantes Vorhaben. Bis zur Weltwirtschaftskrise, die im Oktober 1929 durch den Zusammenbruch der New Yorker Börse ausgelöst wurde, war die kulturelle und wirtschaftliche Lage in Deutschland besser als in Palästina, wo eine hohe Arbeitslosigkeit zu sozialen Unruhen und Einreiseverboten führte.
Wissenschaftliche Darstellungen und Quellen
Adolf Halfeld, Amerika und der Amerikanismus. Kritische Betrachtungen eines Deutschen und Europäers, Jena 1927.
Mary Nolan: Transnationale Visionen der Moderne: Amerika und die Sowjetunion. In: Nadine Rossol / Benjamin Ziemann: Aufbruch und Abgründe. Das Handbuch der Weimarer Republik, Darmstadt 2021, S. 619-646.