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Nun bin ich ſchon ſo lange in Gotha und ſchreibe erſt jetzt. Ich ſitze im Bett u. will deshalb nur ein paar Worte ſchreiben. Meine Reiſe beſchreibe ich jetzt nicht. Hier in Gotha holte uns niemand von der Bahn ab, da wir nicht geſchrieben hatten u. es gab eine glänzende Überraſchung.

Gotha, d.19. Aug. 25

Zu meinem Geburtstag habe ich von Frau Domowitz aus Amerika einen Dollar u. ein Bild von ſich mit ihrem Sohn bekommen. Domowitzs ſind ſehr nette Leute, die erſt in Gotha wohnten. Sie ſchicken jedem von uns, wir ſind 6 Kinder, zum Geburtstag einen Dollar. Manche gehen verloren, meiner kam an.

Elbing, 3.8.25

Ich habe noch gar nicht geschrieben, daß Siegfried schon über ein Jahr in Amerika ist. Es gefällt ihm sehr gut. Er schickt uns auch schon Dollars. Er schrieb neulich, er habe schon so viel Geld gespart, um nach Deutschland zu kommen.

d. 22.1.28.

Meine Reiſe beſchreibe ich jetzt nicht. Hier in Gotha holte uns niemand von der Bahn ab, da wir nicht geſchrieben hatten u. es gab eine glänzende Überraſchung.

Gotha, d.19. Aug. 25

Im Frühjahr geht „Hamischmar“, ein Berliner Zug in den Kibuz. (Dazu gehört auch Jo). Erna geht auch im Herbst rüber, auch Leo Meierhof.

Gotha, d. 8. September 1929

Ich ging ſieben Jahre auf die Löfflerſchule, u. gehe jetzt in die Untertertia der Aufbauſchule mit Jungen in eine Klaſſe.

Elbing, d. 27. Juli 1925

In der Aufbauſchule gefällt es mir aus verſchiedenen Gründen beſſer.

Gotha, d. 25. Okt. 1925

Dora ist jetzt in Darmstadt bei Rabbi Dr. Mer[z]bach.

Gotha, d. 23.10.27.

Ich korrespondiere jetzt (seit Lager) mit Paul Enoch u. Oestreicher aus Darmstadt. Zwei nette Jungen. Wir können uns alle drei gut leiden. Mehr nicht. Das ist doch eigentl. so eine geistige Freundschaft.

Leipzig, d. 11.10.28.

Max und ſein Freund Iſi aus Eiſennach, fahren heute mit Schiffm. u. Hetti Tauber bis Scharfeld*. Dort gehen ſie auf Fahrt bis zum 29. dann iſt der Bundestag. Da fahren Ilſe und ich auch hin.

Gotha, d. 15.Juli 1928.

*Mit Scharfeld ist vermutlich Scharzfeld gemeint.

Da wir jetzt Ferien haben, bin (ich) in Elbing bei Onkel und Tante. Wir fahren mit dem Dampfer ins Oſtſeebad Kahlberg. Dort iſt’s herrlich. Die Wellen und der Strand, der weiche Dünenſand!

Elbing, d. 27. Juli 1925

Erna ist ja jetzt da, sie fährt aber wieder Donnerstag nach Frankfurt. Dort will sie Geigen- und Singstunden nehmen. Sophie ist auch dort. Sie will aber ab 1. Nov. in die Opernschule gehen.

Gotha, d. 23.10.27

Wir haben jetzt ein Geschäft unter dem Namen „Be-Ha-Ge“ (Bekleidungshaus Gotha). Die Firma wird aber vielleicht wieder geändert.

4. Dez. 27.

Unser Geschäft auf dem Neumarkt heißt doch nicht Be-Ha-Ge, da die Polizei nicht erlaubt, daß ein Geschäft sich Haus nennt. Das Geschäft geht ziemlich schlecht.

d. 22.1.28.

Aber jetzt bekomme ich jede Woche eine Mark und muß davon das alles bezahlen, dan[n] ist es klar, daß man da nicht oft ins Kino oder Theater gehen kann, zumal ich mir meine Bücher selbst bezahlen muß, weil alle Geschäfte so schlecht gehen. Das Geschäft auf dem Neumarkt geben wir wieder auf.

d. 26.2.28.

Wir geben das Geschäft in der Mohrenstraße wieder auf. Das in Mehlis ist umgebaut worden.

21.11.28.

Käte hat mir heute anvertraut, daß sie Ostern abgeht. Sie wird im Geschäft helfen u. Gehalt bekommen.

22.1.29.

Wir haben nun 3 Geschäfte. Eins in Zella-Mehlis. Papa ist meistens die halbe Woche in Mehlis. Bernhard oder Mama auf dem Neumarkt im Laden.

d. 22.1.28.

Morgen ſahre ich mit Papa nach Mehlis.

Gotha, d. 15. Juli 1928.

Pa kümmert sich nicht so viel um alles. Er ist die ganze Woche in Mehlis, kommt Donnerstag Nacht nach Hause u. fährt Montag morgens weg.

15.2.29.

Lischen geht mit einem Oberprimaner der Ostern nach Jena geht.

d. 26.2.28.

Der nächste Tag war der letzte Schultag. Ich verſchlief es und ging vielleicht 20 Min. ſpäter zur Schule. Als ich die Kaiserſtr. hinauf ging, ſah ich Schm. oben ſtehen. Wir gingen zuſammen weiter. Da kam der Froſch. Er fuhr ſchon nach Hauſe. Wir verabſchiedeten uns von ihm.

(2.4.28.)

Im Kino war ich neulich in „Metropolis“ mit Brigitte Helm und Gustav Froe[h]lich. Der Vater war auch ein Millionär und der Sohn sympathisierte mit den Arbeitern.

d. 26.2.28.

Ich war heute im Kino: Revolutionshochzeit. Es hat mir sehr gut gefallen.

20.1.29.

Am Sonntag ſang und ſpielte Chor und Orcheſter in der Kirche*. (Ich ſang nicht mit).

d.13.3.28.

*Aus Evas Aufzeichnungen geht nicht hervor, welche der drei christlichen Kirchen gemeint ist. Die Aufbauschule jedoch lag im Sprengel der Augustinergemeinde und am nächsten.

In letzter Zeit gehe ich hier gar nicht mehr gern ins Theater, sondern viel lieber ins Kino (…)

Gotha, d. 23.10.27

Morgen will ich ins Theater gehen, in „Mignon.“

10.12.27.

So wenig wie diese Spielzeit bi[n] ich die letzten Tage (Jahre) nicht im Theater gewesen.

d. 26.2.28.

Jetzt fängt die neue Spielzeit im Theater an. Nächſte Woche gehe ich zum Don-Koſaken-Chor.

Gotha, d. 30.8.28.

Neulich war es mal interessant in der Schule. Da hat ein Junger Dramaturg am Theater eine Neueinrichtung für die Bühne von Schillers Räubern geschaffen. Als Räuber spielen sämtliche Jungen meiner Klasse mit. Am Tage nach der Erstaufführung war das nun ein Diskussionsthema in der Schule.

15.2.29.

Mama war heute im Theater, was sehr selten vorkommt. (Csardasfürst.) Max u. ich holten sie ab. Sie war in sehr angenehmer Stimmung. Ich hätte am liebsten Schweigen geboten, als sie anfing zu summen.

Gotha, d. 1.1.1929.

Mama ist in Leipzig, weil Großmama gestorben ist. Ich komme mir scheußlich gefühllos vor, aber es macht mir gar nichts aus. Ich fühle mich davon überhaupt nicht berührt.

30.3.30.

Dora ist in Leipzig gestorben. In Darmstadt hatte ich sie schon einmal [einen] Nervenzusammenbruch. Da wußte ich gar nicht, wie das war. Zuhause weinte sie oft ohne Grund, und dabei erzählte sie einmal Ma ihr Erlebnis mit Tscherlock, der sie küßte. Jetzt in Leipzig habe ich etwas (von) ihrer Krankheit (ich glaube: Neurasthenie) gehört.

Gotha d. 7.4.29.

Ich ging ſieben Jahre auf die Löfflerſchule, u. gehe jetzt in die Untertertia der Aufbauſchule mit Jungen in eine Klaſſe.

Elbing, d. 27. Juli 1925

In der Löfflerſchule war ich die Beſte. Wenn Eva Sch. etwas nicht wußte, war es ſchlimm. Eva Sch. durfte nicht faul ſein. Das kann ich nicht leiden. In der Aufbauſch. iſt das nicht ſo. Ich brauche kein Tugendſchaf zu ſein.

Gotha, d. 25. Okt. 1925

Sarah Steinhaus geht jetzt in die Obersekunda ins Lyzeum.

d. 26.2.28.

Ilse ist mit Jenny Gutstein nach Meiningen gefahren. Sie haben einen falschen Zug genommen und kommen erst morgen früh.

Gotha d. 7.4.29.

Ich will aber viel Geld verdienen, und viel für den Aufbau Palästinas geben. Aber ich bin je ein richtiger Kapitalist?

15.2.29.

Nur Joe Stecher kann ich gut, sogar sehr gut leiden. Er war nur zum Bundestag da. Zum Herbst geht er rüber nach Erez. Jetzt sind schwere Unruhen in Paläst. Hoffentlich können wir unser Werk fortsetzen. Ich werde sicher nach Erez gehen, aber erst, wenn ich etwas älter bin. Andererseits würde ich sehr sehr gern studieren.

Gotha, d. 8. September 1929

Die Wahl wird zwar schwer, aber von Leuten, die Palästina allein als letzte Rettung betrachten, kann das Land nicht aufgebaut werden.

13. Sept. 29.

Anna u. Käte plagen sich auch mit manchen Fragen rum, aber es macht ihnen das nicht sehr viel Skrupel. Sie sind etwas affig, kokett. Nach Palästina gehen sie nicht, (höchstens als Kapitalisten zu Besuch).

13. Sept. 29

Sally ist die Woche nach Paris gefahren.

22.1.29

Vor einigen Jahren, als Domowitz, die jetzt in Amerika ſind, noch hier wohnten, war mal ihre Schweſter aus Polen hier zu Beſuch. Jetzt ſchreibt Siegfried, er korreſpondiert mit ihr und will ſie heiraten. Knorke!

Gotha, d. 15. Juli 1928.

Bernhard iſt in Satu-Mare in Rumänien in einer Jeschiwah.

Elbing, 3.8.25

Bernhard ist auch schon längst wieder da aus Rumänien, sodaß wir jetzt fünf Kinder zu Hause sind.

d. 22.1.28.

Max und ſein Freund Iſi aus Eiſennach, fahren heute mit Schiffm. u. Hetti Tauber bis Scharpfeld*. Dort gehen ſie auf Fahrt bis zum 29. dann iſt der Bundestag. Da fahren Ilſe und ich auch hin.

Gotha, d. 15.Juli 1928.

*Mit Scharpfeld ist vermutlich Scharzfeld gemeint.

Neulich war ich [beim] Jontef-Abend in den „Blauen Blusen“ mit Ilse. Erst durfte ich nicht, aber dann bekamen wir doch die Erlaubnis. Es sind russische Arbeiter. Es war sehr schön, sie sangen und tanzten.

Gotha, d. 23.10.1927.

Wenn nun Änne gefragt wird, sie glaubt, dann überlegt sie: „Wie ist das bei uns in der kath. Kirche. Ach ja, wir glauben das und das.“ Daß man auch etwas anderes glauben oder nicht glauben kann, kommt ihr gar nicht in den Sinn.

15.2.29.

Auf dem Ausflug hatte ich die Rodel mit. Einmal fuhr ich mit zwei Jungen und dann war die Rodel kaput[t]. Die zwei gingen gleich in Seebergen zum Stellmacher und haben es auch bezahlt. Auf dem Ausflug habe ich auch eine Zigarette geraucht.

10.12.27.

Der Sachs hat doch einen kleinen Spleen. Schon die ganze letzte Zeit war er immer ſo komiſch; und vorigen Sonnabend waren wir in Seebergen mit Dr. Müller, da Reifeprüfung war. Auf dem Hinweg ging ich mit Sachs und Dieter. Dort gingen wir in die Hopfenblüte.

d. 13.3.28.

Donnerstag, den 29. haben wir unſere Einj.-Feier auf Düppel in Seebergen. Die Eltern dürfen auch mit.

d. 13.3.28.

Morgen haben wir auf Düppel unſere Feier.

d. 28.3.28.

Ostern kommt sie nun in die Staatl. Handelsschule, auf der auch Hetti Tauber ist.

d. 26.2.28.

Änne iſt in Stettin.

Gotha, d. 15. Juli 1928.

Papa ist jetzt in den Vorstand der jüdischen Gemeinde, als Vertreter der Ostjuden, gewählt worden. Nach großen Debatten haben sich Deutsche u. Ostjuden zusammengeschlossen.

17.1.29.

Auf dem Heimweg wich er wieder keinen Schritt von meiner Seite und wollte mir immer helfen, wenn es mal glatt oder ſteil war. Heinz Kerneck ging noch mit uns. Nachher auch noch Änne und andere Jungen. Lischen ging die ganze Zeit mit Krause, der ihr ſeine Liebe erklärte. Am Viadukt trennten wir uns alle. Ich ſtand ſo an die Wand gelehnt. Da kam der Sachs und brachte mit Brille und Schok.

d. 13.3.28.

Diese(s) Jahr war ich das erste Mal mit auf dem Bundestag des JJWB, und dann auf Fahrt. Von Sonntag bis Sonntag. D. Bundestag war in Vöhl. Dann waren wir noch in Kassel und Umgegend. Es war sehr schön.

Gotha, d. 16.10.27.

Im Juni habe ich mit meiner früheren Klaſſe einen fünftägigen Ausflug ins Werratal gemacht.

Gotha, d. 30.9.25

Montag Nachmittag war ich mit Schmettow ſpazieren. Er wollte es unbedingt. Ich ſollte ihm doch den Gefallen tun. Wir trafen uns ½ 4 Uhr an der Winterſchule. Es war mein erſtes Renz-de-Vous.

d. 28.3.28.

Neulich sprachen wir in der Klasse davon, einen engl. Lektüreabend zu machen. An einem Nachmittage war Schmettow bei Dr. Müller. Er sprach mit ihm. Er will es in seiner Wohnung machen. Nachmittags von 5-6 Uhr. Es sollen aber nur die dabei sein, die am besten Englisch können.

d. 22.1.28.

Wir haben nämlich Donnerstag nachmittag Lektüre bei Dr. Müller in der Wohnung.

(d. 9.2.28.)

Jeden Donnerstag nach der Lektüre bei Dr. Müller quatschen wir vor der Schule noch ein Weilchen.

(d. 26.2.28.)

Neulich waren wir drei Mädchen bei Herrn Stoll eingeladen. Er hat eine neue Wohnung.

4. Dez. 27.

Ich möchte in den Ferien Herrn Stoll mal beſuchen. Er hat uns auch eingeladen.

2.4.28.

Ich ſagte: Ja, aber meine Mutter lieſt alle Briefe. Er ſagte dann erſt: postlagernd. Aber dann einigten wir uns, daß er die Briefe an Fritz Büschel ſchickt, und dieſer ſie mir gibt.

d. 28.3.28

In der Schule haben wir jetzt viel zu tun. Außerdem habe ich Hebräiſch und zweimal die Woche Heimabend bei Toni.

Gotha, d. 30.8.28.

Heute hatten wir wieder Heimabend. Jetzt ist Toni nicht mehr Führerin.

21.1.29.